Andreas Helle

Ein innerer Dialog über Gut und Böse


Ich war 12, als ich in den Schatten der Barbarei trat, der über dem Alltag in meinem Land lag. In einem Buch entdeckte ich Bilder von Toten, deren schiere Zahl jede Individualität leugnete. Unmenschliche Taten, hieß es. Dabei hatten Menschen sie verübt. Bis heute liegt der Schatten auf mir. Nicht nur auf mir. Was böse ist, was falsch: in Deutschland misst sich das an der Barbarei des 20. Jahrhunderts. Doch woran messe ich, was gut und richtig ist?

Die deutschen Vernichtungslager der „Aktion Reinhardt“ – so lautete der Tarnname für die systematische Ermordung aller Juden und Roma im Osten Polens – waren Orte der totalen Negation von Menschlichkeit. Es ist das Wissen um den Bruch im dünnen Eis der Zivilisation, der in Treblinka, Bełżec, Sobibór und anderen Orten der Vernichtung von Menschen noch immer zu spüren ist. Den Schrecken sichtbar machen und ihm gegenüberstellen, was Mensch sein bedeutet – darum geht es in dieser Serie. 


Andreas Helle, Andreas Helle, Historiker und Soziologe, hat spät zur Fotografie gefunden. Bilder wurden für ihn zum Instrument der Erkenntnis und des Ausdrucks. Zurzeit beschäftigt ihn die Frage, wie ̶ kollektive ̶ Erinnerungen und individuelles Leben zusammenhängen. Er beteiligte sich an einigen Ausstellungen v.a. in Berlin.

Fotografien machen sichtbar, was ohne Kamera leicht zu übersehen ist.“